Ich mach’s heute kurz heute: Ja. Die Antwort lautet ja.
Es gibt sie. Die perfekte Präsentation.
Davon bin ich zutiefst überzeugt.
Im Grunde könnte mein Beitrag zur Blogparade „Sei unperfekt!“ von Jutta Heldt dann auch schon enden, oder?
Aber Moment. Da stimmt was nicht. „Sei unperfekt!“ heißt die und nun schreibe ich hier etwas von perfektem Präsentieren und dass es das gibt.
Das braucht eine Erklärung.
Auch alle, die mich schon ein bisschen länger kennen, werden hier stocken. „Was? Du meinst, dass eine Rede perfekt sein kann, obwohl du sonst immer Unvollkommenheit predigst? Ja, was nun?“, wird sich der ein oder die andere geneigte Leserin fragen.
Hier meine Erklärung.
Es gibt sie, die perfekte Rede. Die perfekte Präsentation. (Beide werden hier an dieser Stelle synonym verwendet).
Was es NICHT gibt: Die eine Checkliste, die du nur abarbeiten musst und die dir dann die perfekte Präsentation GARANTIERT. Auch wenn einige Bücher mit ähnlichen Titeln, dir das vorgaukeln wollen.
Und es gibt auch nicht den perfekten Sprecher. Seine Performance jedoch in einem BESTIMMTEN Augenblick vor einem BESTIMMTEN Publikum kann perfekt sein. Es kommt also auf das Matching an. Was ich genau damit meine, folgt hier:
… ein Zusammenspiel aus mehreren Komponenten. Für einige kannst du selbst sorgen. Andere – und das ist das Besondere – werden dir geschenkt. Manchmal ja. Manchmal nein. Dann ist deine Präsentation gut – aber eben nicht „perfekt“.
… dieser magische Augenblick. Der Augenblick, wo zwischen dir auf der Bühne und deinem Publikum etwas ganz Besonderes passiert. Eine Art Flow. Das ist für mich eine perfekte Präsentation. Es ist wie eine wunderschöne perfekte Wolke, deren Formation am Himmel für einen Moment an einem Tag erscheint. Es wird andere tolle Wolken geben, aber doch nie wieder diese eine.
… ein Geschenk. Du kannst den Boden dafür bereiten, ihn gießen und pflegen. Doch ob der Samen aufgeht oder nicht liegt schlussendlich nicht (nur) in deiner Hand.
Der Mensch, der Sprecher ist in seiner Gesamtheit nie perfekt. Er ist verletztlich. Er kann Fehler machen. Er kann sich versprechen. Die Technik kann ausfallen. u.v.m.
Das alles übrigens muss einer perfekten Präsentation nicht im Weg stehen. Im Gegenteil. Das macht ihn attraktiv für das Publikum! Das macht ihn brilliant!
Ein unperfekter Sprecher ist attraktiv für sein Publikum.
Allerdings sollte er auch nicht alle Trumpfe der Wirkung wahllos zur Seite schupsen, weil er ohne vermeintlich authentischer wäre. Daher gibt es hier ein paar Zutaten für eine perfekte Rede:
Schauen wir uns die drei Zutaten mal an:
Das ist das A und O.
Daher gibt es dazu auch so viele Checklisten.
All die tollen Redner, die so leichtfertig eine Rede aus ihrem Ärmel schütteln. Glaubst du wirklich, die sind mit mehr Talent als DU auf die Welt gekommen? Und wenn? Glaubst du Talent allein reicht, um gut zu performen? Glaubst du an die Mär des Talents?
Schon Churchill wusste: „Am meisten Vorbereitung kostet mich immer meine spontan gehaltenen, improvisierten Reden.“ Es ist tatsächlich so:
Damit es leicht aussieht, muss viel geübt werden.
Ich rede hier übrigens ganz bewusst nicht von perfekter Vorbereitung. Besser gefällt mir der Gedanke, optimal vorbereitet zu sein.
Optimale Vorbereitung ist besser als perfekte.
Optimale Vorbereitung bedeutet das Zusammenspiel
Wichtig ist, dir eine zeitliche Grenze zu setzen. Vereinbare einen Termin, BEVOR du die Präsentation erarbeitest. Das erhöht den Druck ungemein. Wenn du schnell unter Druck gerätst, wähle den Termin ausreichend weit weg. Aber ganz ohne bringt selten Ergebnisse.
Kommen dir diese Fragen aus einem anderen Kontext bekannt vor? Prima, denn eine Präsentation ist immer (auch) eine kleine Marketingaktion. Du sprichst damit für dich. Daher geht es nicht ohne eine kleine strategische Orientierung.
Die Idee deines Vortrags muss auf einen Bierdeckel passen. Das ist das innere Gerüst deiner Rede. Das Fundament. Die Wirbelsäule, wenn du so willst.
Danach kannst du soviel Wissen zusammentragen, wie du magst oder Zeit zur Verfügung hast. Wichtig: Nicht alles, wirst du verwenden.
Das ist das Schmerzliche für den Perfektionisten in uns: Dass man nun einfach mal nicht alles sagen können wird, was wichtig ist.
Doch beschränke dich: Weniger ist hier wirklich mehr.
Das Gerüst für dein Vortragshaus steht, nun darfst du die Zimmer dekorieren. Bleib auch dabei modern minimalistisch und lass zu viele barocke Elemente lieber weg. Weniger ist mehr gilt auch hier.
Ansonsten schau, wo du 3-5 WOW-Effekte einbauen kannst: eine persönliche Story, ergreifende Bilder, tolle Effekte, ein klasse Vergleich, der im Kopf hängen bleibt wie ein Drachen im Geäst eines Baumes und und und …
Auch hier läuft der Perfektionist in uns wieder Gefahr zuviel des Guten reinzubringen. Beschränke dich daher von Vornherein auf einige der Mittel. Und zwar auf solche, die zu dir, zum Thema und zu deiner Zielgruppe passen.
Für viele gehört das gar nicht mehr zur Vorbereitung dazu. Oft höre ich Argumente wie: Meine Stimme klingt halt so. Ich stehe schon immer so da. usw.
Natürlich sind körpersprachliches Verhalten und Stimme keine Mittel, die du per Schnips veränderst. Alte Muster haben sich lange eingeprägt. Aber es sind Muster. Und damit SIND sie änderbar und trainierbar.
Ich unterscheide gerne in Stilmittel, die sich relativ schnell ändern lassen und welche, die tiefer mit dem persönlichen Wesen verbunden sind und deren Veränderung daher mehr Zeit in Anspruch nimmt. Doch wisse: Es ist viel mehr möglich an Ausdrucksvariation in uns, als wir oft denken.
Irgendwann wird der Punkt kommen, wo du dich nicht mehr vorbereiten kannst, selbst wenn du ewig Zeit hättest. Denn selbst die „perfekte“ Vorbereitung macht noch keine perfekte Präsentation.
Perfekt vorbereitet sein heißt nicht perfekt zu präsentieren!
Du musst den nächsten Schritt gehen.
Die nächste Zutat für deine perfekte Präsentation beginnt kurz vor deinem eigentlichen Auftritt. Und zwar sobald du in die erste Interaktion mit deinem Publikum trittst, auch vor dem öffentlichen Start deiner Präsentation.
Sei es im Webinarraum, sobald die Türen geöffnet werden.
Sei es im Vortragssaal, mit dem Einlass des Publikums, während du noch die Technik aufbaust.
…
Tritt in Beziehung. Begib dich in eine tiefe Beziehung zu deinem Publikum.
Stell Rapport her.
Die erfährst die Erwartungen und Wünsche deines Publikums – nur, wenn du die erfüllst (bzw. sie dort zumindest abholst) wird es einen magischen Augenblick geben.
Menschen fühlen sich gesehen, wenn du in Beziehung mit ihnen trittst.
Erst dann sind sie bereit ihre inneren Widerstände oder Vorbehalte (die wir alle haben).
Im Grunde ist die Regel einfach: Wenn du die Menschen vor dir magst, mögen sie dich. Und für deine Präsentation ist das ein großer Vorteil.
Ein toller Nebeneffekt:
Hast du Lampenfieber? Extremes? Dann hast du diesen Schritt noch nicht berücksichtigt.
Denn wenn du den gehst, hast du gar keine Zeit für tiefgehendes Lampenfieber. Du bist nicht mehr mit deinem Fokus bei dir und deinem Fühlen sondern beim Publikum und wie es ihm geht.
Vor Beginn:
Beim Vortrag:
Auch wenn du alles an möglicher Vorbereitung gemacht hast. Auch wenn du deinerseits eine tiefe Beziehung zum Publikum aufgebaut hast. Auch dann, ja auch dann, kann deine Rede nicht perfekt sein.
Wahrscheinlich wird sie in den meisten der Fälle nicht „perfekt“ sein.
Nun, da kommen wir nochmal zur eigentlichen Definition einer perfekten Rede:
Eine perfekte Präsentation ist die Darstellung eines Inhalts in einer bestimmten Situation in Beziehung zu einem Publikum, die bei genau diesem Publikum auf Resonanz stößt.
Genau die gleiche Rede exakt wiederholt in einem anderen Kontext (andere Zeit, anderer Tag, andere Menschen) kann alles andere als perfekt ankommen.
Es gibt also noch dieses Quäntchen Magie, wie ich es nenne, die mal eintritt und mal nicht. Oder wie Elisabeth Gilbert in ihrem Ted-Talk sagt: dein Genie muss dich küssen.
Wahrscheinlich ist es keine Magie im eigentlichen Sinne, sondern ein perfektes Matching deiner eigenen Performance und der Stimmung deiner Zuschauer.
Doch mit Magie will ich ausdrücken: Das liegt dann nicht mehr in deiner Hand.
Es ist ein Geschenk. Ein Geschenk, welches dir manchmal gemacht wird.
Und je besser du deine Arbeit davor machst, desto öfter.
Du kannst eine Menge für eine überzeugende Rede machen.
Die Garantie für eine perfekte Präsentation gibt es dabei aber nicht.
Sondern du musst dich als Sprecher immer einem stellen:
Der Verletzlichkeit. Dem Quäntchen Unsicherheit. Der Möglichkeit, nicht zu gefallen. Der Angst vor Ablehnung. Der Tatsache, dass der Funke nicht überspringt.
Genau das aber ist die Voraussetzung für diesen einen magischen besonderen Augenblick des Flows: deiner perfekten Rede.
Daher meine Botschaft für dich: Bereite dich gut vor – und dann spring und schwimm!
Ach – und genieß die Fehler! 😉
Zeig dich – und sprich!
Deine Steffi Schwarzack
Was meinst du?
Gibt es die perfekte Präsentation für dich? Wann hast du sie schon erlebt? Was kann man selbst dafür tun?
Jutta Held
vielen Dank für Deinen Artikel zu meiner Blogparade!
Und ebenso danke für Deine wertvollen Tipps, die sind ja nicht nur für Reden und Präsentationen nützlich.
Nach meinem Empfinden, sind perfekte Reden und Präsentationen die, bei denen etwas zu den Zuhörern überspringt. Da sind vielleicht Dinge, die der Redner oder Präsentierende selbst als "unperfekt" empfindet, jedoch wenn diese, wie Du es nennst Magie aufkommt, dann ist das unwichtig.
Und genau das sind die Momente, die Präsentationen und Reden jedes mal einmalig machen.
Herzliche Grüße
Jutta
Steffi Schwarzack
Was denkst du?