„In Wirklichkeit schwingt der ganze Körper.“
Dies ist ein Zitat in Anlehnung an Alfred Tomatis‘ Zitat: „In Wirklichkeit singt der ganze Körper.“
Doch nicht immer klingt die Stimme voll und alles schwingt. Wie es gehen kann, zeige ich – trotz Erkältung 😉 – in dieser Folge.
So erübrigen sich Fragen wie: Wie bekomme ich mehr stimmliche Präsenz? Wie wird meine Stimme präsenter? irgendwann von allein. Denn du und deine Stimme ihr schwingt und erzeugt Resonanz in der Welt.
Hier geht’s zur auditiven Übungsanleitung, wie du mehr stimmliche Präsenz in dir hervorrufen kannst:
Wir alle sind damit geboren. Babys haben sie. Kleine Kinder auch noch. Irgendwann geht sie manchmal verloren.
Die Präsenz in der Stimme.
Kennst du das?
Bei dir selbst oder anderen? Die Stimme ist flach, klangarm oder klingt dünn. Derjenige wirkt blass und unscheinbar mit seinem Sprechen. Kraftlos irgendwie.
Dagegen gibt es Menschen, die sprechen zwar mit einem großen Klang, doch es wirkt irgendwie technisch, fest, unflexibel. Du fragst dich: Wer ist der Mensch hinter dieser Fassade?
Auch das ist keine Präsenz sondern eine erlernte Technik, die immer und überall aufgesetzt wird wie eine Maske.
Vielleicht hast du bis jetzt nicht bewusst darauf geachtet sondern reagierst nur mit einem komischen Gefühl auf die Menschen: mancher ist dir unsympathisch oder suspekt, andere kommen dir ohne Ausstrahlung und blass vor. Du vergisst sie schnell.
Ich habe mich lange gefragt: gibt es nur diese beiden Wege oder ist zwischen maskenhafter Technik einerseits und Klangarmut andererseits noch etwas anderes möglich?
Ja, meine ich heute. Und diesen dritten Weg will ich dir zeigen:
Präsenz bedeutet Anwesenheit, geistige Klarheit und Aufmerksamkeit. Es bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein und sich dabei seiner selbst gewahr zu sein. Man kann es auch mit Gegenwart oder gegenwärtig übersetzen.
Anderseits meint Präsent oft auch „Bühnenpräsenz“. Dies bezieht sich auf die Ausstrahlungskraft einer Person. Diese fällt positiv auf. Ist mehr noch als im Hier und Jetzt irgendwie verstärkt anwesend und auch für andere (Zuschauer) relevant.
Ein Präsent ist ein Geschenk. Die Wortwurzel ist die gleiche. Deine Präsenz ist ein Geschenk.
Stimme ist das Instrument, welches dir hilft, deine Geschenke in die Welt raus zu bekommen. Sie ist die Verbindung zwischen innen (Du) und außen (den Anderen).
Überspitzt formuliert: Stimme ist für die Anderen da, nicht für uns selbst.
Denn Selbstgespräche funktionieren auch ohne Stimme gut.
Stimme dagegen ist …
… die Tongebung von Gefühlen, Emotionen, Denken
… das Übersetzen dieser in Schallwellen.
… DAS Kommunikationsmedium, das uns die Natur mitgegeben hat, bevor es Smartphones und andere tolle Erfindungen gab.
Damit unsere Stimme erklingen kann, braucht es zwei Dinge.
1. Die Stimmlippen müssen schwingen und den Grundton erzeugen. Das ist wie das Anschlagen der Saiten eines Instruments, z.B. einer Gitarre.
2. Ein Klangkörper muss als Resonanzkörper fungieren und diese Grundfrequenz verstärken. Bei einer Gitarre ist es der Holzkörper. Bei uns Menschen erfüllen sowohl die Hohlräume aber auch die Gewebe selbst diese Funktion.
Dass Gewebe schwingen können, weiß man noch gar nicht so lange Zeit. Diese Erkenntnis ist neu. Im Zuge der Faszienforschung konnte sich dies in den letzten Jahren zeigen. Heute weiß man, dass die Faszien einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass unser Stimme so klingt wie sie klingt.
Du bist ein Klangkörper. Ich erinnere an das Zitat von oben:
In Wirklichkeit singt der ganze Körper. In Wirklichkeit schwingt der ganze Körper. Auch beim Sprechen.
Was da schwingt wird auch als Resonanz bezeichnet. Dies bedeutet widerhallen. Etwas schwingt mit.
Physikalisch meint es das Mitschwingen eines Körpers oder schwingfähigen Systems mit einem anderen Körper.
Im übertragenen Sinne bedeutet Resonanz Reaktion oder Zuspruch.
Wenn du Resonanz (Zuspruch) im Außen erzeugen willst, dann musst du es auch bei dir selbst erleben. Resonanz muss zuerst bei dir innen geschehen.
Wie das geht erfährst du im folgenden Teil:
Präsenz in der Stimme bedeutet also laut den Definitionen oben, dass etwas anwesend ist im Hier und Jetzt. Z.B. ein Klang. Der ist aber nur wirklich präsent, wenn alles schwingt und nicht nur ein Teil.
Das Bild des Stimmbaums verkörpert diesen Gedanken.
Um in die volle Präsenz und Ausstrahlung der Stimme zu kommen, ist es wie mit einem großen Baum.
Stell dir eine große Eiche oder Buche vor. Ein mächtiger, imposanter Baum. Er besteht aus einzelnen Teilen: Ästen, Wurzeln, dem Stamm, Blättern usw.
Alle zusammen machen seine Wirkkraft und Größe aus.So ist es auch bei der Stimme. Ihr Klang setzt sich auch aus einzelnen Komponenten zusammen:
u.a.
Resonanz ist also nur ein Teil, der für Präsenz und Ausstrahlung sorgt. Dafür ein ziemlich bedeutender. Daher widmen wir uns mit der folgenden Übungen nur mal diesem Aspekt. (Du könntest natürlich auch an anderen Stellen ansetzen.)
Für die Übung ist es sehr wichtig, eine Sache zu verstehen.
Lass das Hören weg! Was, fragst du jetzt sicherlich. Das Hören weglassen – wenn es um die Stimme geht?
Nun, für diese Übung ja.
Ich sage dir, was der Grund dafür ist.
Unser Hören ist sehr eng mit dem Bewerten verbunden. Wir hören etwas und teilen ein in:
Gut und Schlecht. Laut und leise. Falsch und richtig.
Dieses Bewerten von scheinbaren Fehlern wollen wir nun aber nicht, denn es sagt uns nichts darüber, ob etwas wirklich gut ist, sondern v.a. etwas über unsere Gewohnheit. Sind wir etwas gewohnt zu hören, finden wir es meistens auch gut. Unsere Stimme klingt schon immer hoch (= gut). Unsere Stimme klingt schon immer leise (= gut.) bzw. das Gegenteil ist oft noch deutlicher: neues Klangmuster – oh, das ist sehr schlecht.
Daher also eine Übung ohne Hören:
Wie spürst du deine Stimme nun?
Wichtig ist: Es sollte dich nicht anstrengen. Wie beim Joggen darf es schon mit einem tiefen, kräftigen Atmen einhergehen, ein „Seitenstechen“ wollen wir aber nicht.
Es geht v.a. nicht um eine schöne Stimme, sondern um eine volle, präsente Stimme. Bitte bewerte deinen Klang während der Übung nicht. Achte stattdessen darauf, wo Gefühle der Freude in dir aufkommen. Die sind meist ein Zeichen dafür, dass du auf dem richtigen Weg bist.
Denn es macht Freude, in seiner voller Präsenz zu tönen!
Was bei dieser Übung geschieht ist, dass du in ein feines spüren deiner Schwingungen deiner Stimme in deinem Fasziengewebe gehst.
Dein Fasziengewebe gleitet alles aus wie Spinnenfäden voller Wassertropfen. Es handelt sich um ein elastisches und schwingungsfähiges Gewebe, was ein sehr komplexes, körpereigenes Netzwerk bildet.
Faszien reagieren bei Stress und Überlastung mit Verengung, Verkrampfung und Verfilzung. Dies kann auch unsre Atmung und die Stimmgebung blockieren. Diese Übung lässt v.a. die Faszien in Kehle aber auch in Kopf und Brustraum elastisch sein und regt ihre Schwingungsfähigkeit an. Ein natürlicher, voller und lebendiger Klang ist das Ergebnis.
Eine präsente Stimme hat viel damit zu tun, im Hier und Jetzt mit voller Resonanz zu klingen. Das Ganze ist ein Weg und kein Endziel. Es geht darum, dass du mit deinem Spüren in diese Resonanz hineingehst statt mit einem bewertenden Ohr.
Präsenz in der Stimme bedeutet auch, flexibel mit allem umzugehen, was gerade da ist und dies mit in den augenblicklichen Klang zu integrieren: Stimmung, Botschaft,kKörperliches Empfinden. Dann kannst du von Innen nach Außen strahlen.
Deine eigene, aber auch die von Anderen. Spüre, wie Stimmen dich in Schwingung versetzen, denn das tun sie. Auf einer physikalisch-anatomischen Ebene. Und vielleicht gehst du dann auch in Resonanz mit ihnen. Auf einer mental-emotionalen Ebene.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Deine Steffi
Katrin Linzbach
Liebe Grüße, Katrin
Steffi Schwarzack
wie schön, dich jetzt als Hörerin zu wissen. Und danke für das Stimmkompliment - das kann ich nur zurückgeben und freu mich schon, dich spätestens in Bonn wieder zu hören!!!
Herzlich, Steffi
Was denkst du?