Was bewirkst du in deinem Hörer, wenn du sprichst? Wann macht das Zuhören eigentlich so richtig Spaß?
In dieser Folge kläre ich mit dir, welche Macht wir als Redende haben und was wir tun können, damit unser Reden Freude im Hörer auslöst.
Viel Freude beim Reinhören und Lesen!
Ich bin sehr, sehr dankbar. Ich bin der Forschung dankbar. Dankbar dafür, dass in den letzten 10-20 Jahren hilfreiche Erkenntnisse diese Welt erobern konnten.
Meine sprechlehrenden Vorgänger hatten es da nicht so einfach. Die haben vielleicht Dinge behauptet, aber teilweise fehlten die Fakten für Beweise.
Heute gibt es ein paar Beweise, dass Zuhören Spaß machen soll und wie das gehen kann.
Da drängt sich als erstes die Frage auf: Was bedeutet Spaß für unser Gehirn?
Es ist ja nicht so, dass das einen Lachanfall bekommt und sich krumm und schief lacht, wenn es uns zuhört.
Spaß heißt für das Gehirn nichts anderes als ein positiv besetztes Gefühl, was sich breit macht, wenn im Gehirn bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden.
Diese Stoffe haben die Aufgabe, Informationen von Nerv zu Nerv weiterzugeben. Sie sind dafür verantwortlich, dass wir Glück und Schmerz empfinden, aber auch dafür ob wir gut schlafen und glasklar denken können. Der Fachbegriff dafür heißt Neurotransmitter.
Vielleicht hast du davon schon mal im Zusammenhang mit Fitness und Ernährung gehört. Denn da gibt es immer häufiger Artikel, die auf den Zusammenhang von Ernährung und Befinden hinweisen. Iss dich glücklich! ist ein solcher Titel. Wir wollen heute etwas ähnliches besprechen: Sprich die Anderen glücklich!
Zuhören macht also Spaß, wenn bestimmte Stoffe beim Hören unsere Blutbahn durchströmen. Unser Sprechen löst dann so etwas wie eine innere angenehme warme Dusche aus.
Das halte ich relativ kurz.
Was ich dir aber ans Herz legen will, ist das Buch „Körpereigene Drogen“ von Josef Zehentbauern. (Dein Buchhändler um die Ecke freut sich natürlich, wenn du es bei ihm bestellst. Das am Rande.)
In diesem Buch findest du die wichtigsten Botenstoffe beschrieben, samt Tipps, wie du sie selbst stimulieren kannst.
Hier ein kleiner Einblick in diese spannende Welt.
Dopamin im Blut zu haben macht glücklich, kreativ und wach. Es wird in unserem Gehirn genau an der Stelle produziert, wo das Zentrum für Feinmotorik liegt. Daher hilft es feinmotorisch aktiv zu sein, wenn wir dieses Hormon aktivieren wollen. Zeichnen, ein Instrument spielen, basteln oder jonglieren ist z.B. möglich. Mit Sport, der richtigen Ernährung und frühem Schlaf ginge es aber auch. Übrigens wird es auch stimuliert, wenn wir ein Ziel erreichen. Dann wird es nämlich ausgeschüttet und in uns steigt die Leistungsbereitschaft für neue Ziele.
Endorphine sorgen für Inspiration, Gedankenblitze und gute Ideen in uns. Diese kommen aber nur, wenn wir entspannt sind und keinen negativen Stress verspüren. Der berühmte Geistesblitz unter der Dusche ist ein wunderbares Beispiel dafür. Mir kommen wunderbare Idee auch immer kurz vorm Einschlafen – mein Notivbuch rettet die dann über die Nacht 🙂
Wir selbst haben Einfluss auf das Ausschütten von Endorphinen durch Ausdauertraining, dem Hören von Lieblingsmusik, Meditieren oder durch das Essen eines Chiligerichtes.
Serotonin wird auch als Glückshormon bezeichnet. Es ist vermehrt nachweisbar, wenn wir ein Haustier (oder Menschen) gestreichelt haben. Massage oder Schokolade (Achtung Nebenwirkungen!) helfen auch.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Spaß lässt sich auf einen chemischen Cocktail runterbrechen!
Ich muss also nur so sprechen, dass dieser Cocktail ins Blut gelangt. Denn das heißt, mein Zuhörer ist wach und mit positiven Gefühlen involviert. Genau diese Gefühle machen, dass Menschen Bindungen eingehen! Genau das, was wir als Unternehmer mit unseren Kunden wollen.
Wie muss ich Sprechen, dass dieser Cocktail ausgeschüttet wird?
Beim Sprechen spielen zahlreiche Bereiche eine wichtige Rolle. Um den Rahmen heute hier nicht zu sprengen, beschränke ich mich auf drei erste Tipps.
Generell gilt: sprich so lang wie nötig und so kurz wie möglich. Aber was das konkret heißt, ist natürlich vollkommen kontextabhängig. Es hängt davon ab, auf welcher Bühne du sprichst – im Webinar, im Podcast o.ä. Es kommt darauf an, wie deine Hörerschaft tickt. Und es kommt darauf an, wie du sprichst.
Es gibt eine allgemeine Formel. Die besagt, dass die Zuhörkapazität eines durchschnittlichen Erwachsenen nicht länger als 10 Minuten beträgt. Bei einem Sprecher!
Wenn du dagegen den Sprecher variierst, wenn also nach 10 Minuten jemand anderes weiterspricht, dann steigert sich die Zuhörkapazität wieder. Durch den zweiten Sprecher bekommt das Gehirn Abwechslung und wird wieder frisch. Interviews sind also wunderbar, da dort viele Wechsel enthalten sind.
In Vorträgen oder Webinaren kannst du das nutzen, indem die spätestens nach 10 Minuten eine Frage in die Runde stellst und jemand Anderen zu Wort kommen lässt. Oder du zeigst ein Hör- oder Videobeispiel.
Das Thema Podcast ist diesbezüglich spannend. Für mich selbst funktionieren die Ergebnisse dieser Forschung nämlich nicht. Ich kann jemandem schon länger als 10 Minuten zuhören. Aber es kommt darauf an, WIE der andere spricht. Ich hab auch schon nach 1 Minute abgeschalten, weil das Zuhören mehr eine Zumutung als Genuss war. Es kommt also auch auf den nächsten Punkt an:
Unser Gehirn liebt Abwechslung. Nur wenn etwas abwechslungsreich ist, registriert unser Gehirn: das ist neu = das ist relevant.
Wir können das Gehirn dabei „austricksen“, indem wir das Muster unserer Stimme variieren. Die Stimme ist ein Signal, was bei Variation immer wieder kleine neue Reize ins Gehirn unseres Zuhörers sendet. Dadurch bleibt er beim Zuhören wach und sozusagen am Ball.
Ich muss also mein Sprechen variieren. Wie das gehen kann?
In diesem Artikel findest du mehr dazu.
Unser Gehirn liebt Geschichten. Die bewegen uns. Da reagieren wir mit Gefühlen.
Immer, wenn wir Menschen (zum Handeln) bewegen wollen, müssen wir sie auch emotional bewegen. Im Wort E-Motion steckt dieser Gedanke drinnen: Gefühl und Bewegung.
Deswegen gibt es keine bessere Sache, um deine Hörer emotional zu bewegen: Erzähl Beispiele und Geschichten aus deinem (Arbeits-) Leben.
Ich habe das in Folge 003 sehr persönlich gemacht. Martin Luther King hat die Leute bewegt, weil er von sich und seinem Traum redete statt von allgemeinen Zielen.
Erzähle von dir, deinen Entwicklungswegen, deinen Hürden, deinen Ängsten, deinen täglichen Herausforderungen. Trau dich persönlicher zu reden.
Menschen lieben das und fühlen sich dann innerlich mit dir verbunden. Und dieses Verbundensein macht auch die Basis eines Business aus.
Jetzt hast du drei einfach anzuwendende Elemente kennengelernt, wie du dein Sprechen so gestalten kannst, dass es Anderen Spaß macht zuzuhören.
Mach es kurz, mach es abwechslungsreich und bringe Bilder und Beispiele in dein Sprechen.
Was ich sicherheitshalber noch mal sage:
Es gibt bisher nicht DIESE EINE Sache, die du machen kannst, und die genau dafür sorgt, dass so und so viel Milligramm Dopamin im Blut deines Hörers freigesetzt werden. 😉
Es geht um die Richtung, wann Menschen wach, mit Freude und Begeisterung an deinem Mund hängen.
Es geht darum, was du machen kannst, damit sie nicht abschalten.
Aber natürlich kommen da noch andere Faktoren hinzu. (Wie ausgeschlafen ist dein Hörer, wie sehr interessiert ihn dein Thema, usw.)
Schalt dein analytisches Ohr ein und lausche anderen Sprechern, die dich begeistern. Was genau machen Sie, was dich so fesselt?
Wenn du das raushören kannst, bist du einen großen Schritt weiter. Alfred Tomatis, der Sprachlehrer von Gerard Depardieu, hat schon gesagt: Nur was du hören kannst, kannst du bilden.
Starte damit, dein Gehör zu schulen.
Und melde mir gern zurück, was dir beim Zuhörer dieser Episode aufgefallen ist!
Nun bleibt nur zu sagen: Zeig dich und sprich!
Deine Steffi
Nicole
Hui...dachte ich, als du sagtest der Erwachsenen könne gerade mal 10 Min zuhören....
ich werde an der Kürze meiner Frontal-Monologphasen arbeiten. Danke für die wertvollen Infos. LG Nicole
Steffi Schwarzack
diese 10 Minuten beziehen sich ja nur auf eine Studie - also vielleicht schaffen unsere Gehirne manchmal auch 12 oder 14 Minuten am Stück ;)
Was unsere Kinder da tagtäglich leisten, ist aber wirklich nicht ohne. Manchmal sagen Leute dann "das hab ich ja gesagt", aber sagen und hören und dann auch noch verstehen sind eben unterschiedliche Dinge. Es freut mich, zu wissen, dass ich auch eine Lehrerin mit meinen Inhalten erreiche - und dass es Lehrer gibt, die ihr tun reflektieren :) Alles Gute, Steffi
Jörg K. Unkrig
Steffi Schwarzack
Herzlichen Gruß zurück!
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