037: Weiblich Kommunizieren - Wie setze ich mich als Frau im Business durch?

037: Weiblich Kommunizieren - Wie setze ich mich als Frau im Business durch?

Wie kann ich mich als Frau auf kommunikativer Ebene durchsetzen und überzeugen? 

Muss ich mich an männliche Verhaltensweisen und Machtgesten anpassen? 

Oder gibt es einen weiblichen Weg? 

Hier geht es um das Spiel mit dem Status und wie frau (und mancher mann) es für sich nutzen kann.

Viel Spaß mit dieser Episode!

In dieser Folge erfährst du ...

  • was es mit der Status-Wippe auf sich hat
  • wie du dieses Modell für deinen Gesprächsalltag sowie Präsentationen nutzen kannst
  • welche Unterschiede es zwischen dem kommunikativen Verhalten von Männern und Frauen wirklich gibt
  • welche Strategien zur Durchsetzung ich dir als Frau empfehle
  • warum diese Tipps auch für einige Männer hilfreich sind


Die Shownotes:


Studie: Frauenstimmen werden tiefer


Heute gibt es v.a. ne Menge Buchtipps von mir zum Thema: 

Der "Erfinder" des Status-Modells Keith Johnstone: Improvisation und Theater

Spannendes Buch über Strategien zu mehr Revierverhalten für Frauen Peter Modler: Das Arroganz-Prinzip

Hab ich noch nicht gelesen, aber es wird in der Literatur immer wieder zitiert. Der Titel ist natürlich reißerisch. Mal schauen, was der Inhalt zu bieten hat. Harriet Rubin: Machiavelli für Frauen. Strategie und Taktik im Kampf der Geschlechter.

Deborah Tannen: You just don't understand. Women and men in conversation. Ein Klassiker, neu aufgelegt. Hab ich mal im Studium gelesen, als ich das ganze noch sehr wissenschaftlich betrieben habe. Reinlesen lohnt sich auf jeden Fall. 

Tom Schmitt/ Michael Esser: Status-Spiele. Wie ich in jeder Situation die Oberhand behalte. Diesen beiden Autoren verdanke ich die Entdeckung dieses Modells. Hat mir vor vielen Jahren schon die Augen geöffnet. Danke an die beiden!


Die ganze Folge zum Nachlesen für Leseliebhaber:


Hallo und willkommen zu „zeig dich und sprich“. Heute mal wieder eine Einzelfolge, ich freue mich, dass du dabei bist, bei diesem spannenden und nicht ganz leicht zu beantwortenden Thema. 

Eine meiner Trainingsteilnehmerinnen hat mich nämlich letztens gefragt: 

Steffi, wie kann ich mich als Frau im Business denn durchsetzen und überzeugend wirken und kommunizieren und zwar so, dass ich mich nicht unbedingt 100 Prozent wie ein Mann verhalte? 


Diejenige wollte natürlich irgendwie Frau bleiben und wie eine Frau wirken und nicht eine von den Frauen imitieren, die man manchmal an der Spitze sieht, die wenig Weiblichkeit ausstrahlen, sage ich jetzt mal, sich trotzdem durchsetzen, trotzdem überzeugend wirken. 

Das ist eine sehr spannende Frage und ich lade dich ein, mit mir auf diese Forschungsreise zu gehen. 

Es ist tatsächlich eine Forschungsreise, weil ich dir nicht die eine hundertprozentige Nonplusultra-Antwort jetzt geben kann, ich befinde mich nämlich selber auf dieser Forschungsreise, und möglicherweise meine ich in einem Jahr etwas anderes. 

Aber, was ich heute meine, was meine Antwort auf diese Frage war und ist, das erfährst du, wenn ich dich vorher in ein paar Konzepte eingeführt habe, also ganz am Ende von dieser Folge. 

Das soll auch nicht so eine lange Folge werden, weil ich nämlich hier abends kurz vor zehn aufnehme. 

Morgen ist Mittwoch, morgen soll diese Folge rauskommen, ich bin morgen auch auf Reisen, ich bin da selber noch mal unterwegs, werde das im Zug dann bearbeiten und hoffe einfach, dass es eine kurze knackige Folge ist. 

Deswegen, drei Dinge die ich hier beantworten möchte, nämlich die eine Frage: 

Wie kann ich mich generell im Business durchsetzen? 

Das zweite ist: 

Gibt es so etwas wie ein typisches Kommunikationsverhalten von Frauen, wenn es um Präsentieren, Wirkung, Kommunizieren im Business geht? 

Drittens: 

Was folgt daraus? 

Gibt es ein Fazit, gibt es eine Lösung, wie sollen wir Frauen uns nun idealerweise verhalten, wenn es ein Ideal gibt beziehungsweise was empfehle ich? 

Das sind die drei Überschriften, die drei Fragen hier. 

1. Wie kann man im Business überzeugen und sich durchsetzen?

Nun, wie kann man im Business überzeugen, wie kann man sich durchsetzen? 

Es gibt ein Modell, was ich sehr spannend finde, was ich in den letzten Jahren mächtig erforscht habe in meinen Trainings mit den Teilnehmern und selber auch in der Praxis. 

Es ist eine Idee, ein Modell, also es ist ein Abbild der Wirklichkeit und trotzdem finde ich ganz viel Wirklichkeit da drin widergespiegelt. 

Das Modell, um das es sich handelt, habe ich kennengelernt unter dem Titel "Status Wippe" oder auch, das "Spiel mit dem Status". 

Das geht zurück auf einen Theaterpädagogen, Theaterregisseur, Keith Johnston. Ich verlinkte dir eines seiner Bücher auch in den Show-Notes. 

Das Modell besagt nichts anderes, als dass wir in der Kommunikation mit anderen immer ein Statusspiel haben. Dass ist anders, als ein Status, der durch soziale Faktoren, durch Hierarchie, gegeben wird, einer, der letztendlich festgelegt wird und generell der Chef oder der Doktor, wenn du einen Doktortitel hasst oder der Professor, das sind Sachen die zugeschrieben sind. 

Der CEO ist wichtiger als der Praktikant. Das sind einfach Hierarchien, die natürlich auch Einfluss auf den Status haben können. 

Aber in der Kommunikation ist das anders. In der Kommunikation kann jeder, egal welchen sozialen Rang er hat, in einen Hochstatus gehen und kommunizieren oder im Tiefstatus. 

Das Interessante ist immer im Spiel, weil, das ist eine Wippe. Wie verändert sich das? Wann verändert es sich und was sind die ausschlaggebenden Faktoren? 

Und der ausschlaggebende Faktor für dieses Wipp-Spiel, wenn man zwei Menschen nimmt, also es geht immer nur in Relation zu einer anderen Person, wenn ich allein im Raum bin, ist das nicht relevant. Ich brauche zum Wippen tatsächlich zwei, mindestens, es können auch mehr sein. 

Also man kann die Statuswippe auch mit mehreren Wipp-Parteien vorstellen, aber eben Du und der andere beziehungsweise Du und die anderen auf dieser Wippe. 

Die Frage ist immer, was tun Sie? Nun kann man selber etwas dafür tun, in einen hohen Status zu gelangen oder auch in einen tiefen zu gehen, wenn ich nämlich meine Expertise betonen sage: Ich als der Experte für so und so, ich als Führungskraft oder was auch immer, dann signalisiere ich meinem Gesprächspartner eventuell, ich bin wichtig. 

Ich kann mich auch selber herabsetzen. Auch das gibt es. Nämlich, indem ich so etwas sage wie: Ich habe da noch nicht so viel Erfahrung damit oder ich habe nicht ausgeschlafen. 

Bei Vorträgen erlebe ich das oft, das Leute sagen: Oh, ich bin irgendwie gerade ein bisschen heiser oder, ich hatte nicht so viel Zeit, mich vorzubereiten oder, ich habe das und das vergessen. All das senkt in dem Moment meinen Status. 

Nicht so günstig. 

Natürlich können wir authentisch sein, natürlich können wir Dinge zugeben. Die Frage ist, wann in der Kommunikationssituation bringe ich das? Nämlich nicht am Anfang von dem Vortrag zum Beispiel und wem gegenüber, wie ist der drauf? 

Es gibt Leute, mit denen sollte man solche Aussagen nicht bringen. Einfach, weil die sowieso schon viele Signale aussenden, von wegen, ich bin wichtig, du bist es nicht. Wenn man sich selber dann auch noch nicht wichtig macht, dann ist es ungünstig. 

Das ist gleich nochmal so, diese umgangssprachlichen Begriffe, dieses wichtig sein, das ist es. 

Wie signalisiere ich anderen Menschen: ich bin hier wichtig in der Situation!

Das ist das Spiel mit dem Status. Man kann es aber auch anderen Leuten zuschreiben. Ich kann jemanden erhöhen, vom Status her, kann ihm sagen: Hey du mit deiner Expertise oder du als Fachfrau für, und schon wächst derjenige, vor allem, wenn noch mehr Leute dabei sind. 

Funktioniert prima als soziale Beeinflussung. Wenn ich zum Beispiel einen Redner auf die Bühne hole und ihn so ankündige und er redet dann, ist es viel besser, wenn er das selber gar nicht macht, sondern, wenn dass jemand Drittes für ihn tut. 

Dann wirkt der, hat der nochmal eine ganz andere Kompetenzwirkung auf die Teilnehmer. 

Auch im Unternehmen funktioniert das. Wie wirst du eingeführt, wenn du Führungskraft bist? Führt dich jemand ein als jemand Exzellenten, der mit der Erfahrung und die mit dem tollen Team irgendwas gemacht hat oder nicht? 

Also man kann jemand anderen erhöhen, man kann jemand anderen natürlich auch erniedrigen, wie Du dir das denken kannst, in seinem Status. 

Das Tolle an diesem Spiel ist, man darf es wirklich als ein Spiel verstehen, wo die Sachen sich innerhalb von Bruchteilen von Sekunden verändern können. Das Ganze verändert sich auf verschiedensten Ebenen. Da schauen wir gleich mal hin. 

Wie drückt sich das Spiel mit dem Status aus?

Auf körpersprachlicher Ebene ist das wichtig, es ist wichtig auf kommunikativer, auf verbaler Ebene. Was sage ich, wie viel sage, wie sehr lasse ich mich unterbrechen? Ich gehe jetzt einfach mal in Gedanken ein bisschen den Körper von unten nach oben durch und wir reden mal über verschiedene Dinge. 

Fangen wir einfach mal bei körperlichen Aspekten an, bei den Füßen. 

Wie stehe ich denn da? Wie breitbeinig stehe ich da? Wie sicher ist mein Stand? Wie sehr habe ich meine Füße zusammen? Aber auch, wie ist meine Schrittgröße? Wie entspannt laufe ich sozusagen über den Flur in meinem Unternehmen? Je ruhiger, je entspannter, je langsamer ich laufe, desto mehr signalisiere ich, ich habe Zeit, ich bin wichtig. 

Das wäre natürlich das, was du eventuell ausstrahlen möchtest. Auch, wenn du auf eine Bühne gehst, wenn du eine Bühne betrittst. Total wichtig. Deswegen, ich mache jetzt schon einen kleinen Abstecher zur nächsten Frage. Sehr, sehr hoher Absatz-Schuhe machen eine andere Art von Schritt. Enge Röcke machen eine andere Art, Schritte zu tun. 

Da wird es schon spannend, was signalisieren Frauen, was signalisieren Männer? 

Genau, also Füße, Schritte haben wir angeschaut, mit den Armen natürlich auch. Wenn ich einfach mal ein größeres Stück nach oben gehe, wir werden nicht jeden Bereich anschauen hier. 

Ich verlinke dir einfach ein paar Quellen, ein paar Buchtipps, wo du das nochmal nachschauen kannst. 

Was total spannend ist, wie groß sind deine Gesten, wie viel Bewegung hast du, wie Raumeinnehmend agierst du generell? Da wird es spannend. Wie setzt du dich auf einen Stuhl drauf? Auch, wenn du mit Video arbeitest, wie machst du den Kamera-Ausschnitt? Wie viel kann man von deinen Armbewegungen sehen, von den Gesten, die du machst? Das ist alles sehr, sehr wichtig und signalisiert, wie ist dein Status. 

Generell kannst du sagen: Je langsamer, je bedächtiger, je ruhiger, je souveräner, je entspannter das Gestikulieren ist, desto mehr signalisiert Du, ich bin hier wichtig, ich habe hier einen wichtigen und hohen Status. 

Dann gehen wir ein bisschen auf den Kopf. Was man oft sieht bei Menschen ist, wenn sie den Kopf schief legen. Schieflegen, zusammen mit einem Lächeln, hat eben leider etwas von, ich bin gerade nicht ganz so wichtig, deswegen brauchst du mich nicht anzugreifen. 

Ganz wichtig dabei, ein Signal alleine bedeutet gar nichts. 

Du musst mindestens drei, vier von diesen Signalen wahrnehmen können, oder wir nehmen das unbewusst ganz schnell wahr, und dann signalisieren wir das eben auf die anderen Leute. 

Gehen wir noch ein bisschen höher. 

Blickkontakt ist ganz, ganz wichtig. Wie halte ich nicht nur den Kopf, sondern, wie halte ich den Blick zu dem anderen? Ist es ein durchgehender Blickkontakt, ist er oft unterbrochen, halte ich gar keinen, schaue ich die ganze Zeit ab?

 Natürlich spielen da kulturelle Unterschiede rein, aber bei uns, in unserem kulturellen Kreis hier in Deutschland oder auch in weiten Teilen Europas, funktioniert das mit dem Blick ganz gut. Es gibt noch leichte Unterschiede, wenn es zum Thema Männer, Frauen untereinander geht, wenn es um Flirten geht. Aber generell im Business, ist ein langer tiefer Blickkontakt ein Zeichen von, ich halte das aus, ich bin wichtig. 

Es sei denn, ich bin so wichtig, dass ich etwas anderes nutzen möchte, nämlich die visuelle Ignoranz, ich schaue einfach gar nicht hin. Wenn man jemanden die ganze Zeit nicht anschaut, das erleben wir im Business, und man hat weitere Signale von Wichtigkeit, die man ausstrahlt, kann das in Richtung Mobbing gehen. Nämlich man signalisiert, ich habe es gar nicht nötig, dich anzuschauen. Wer bist du schon? Spannende Geschichte, kann man viel dazu noch sagen. Also auch da kann es wieder mit reinspielen. 

Zu den paraverbalen, körpersprachlichen Elementen zählt unsere Stimme. Die Stimme ist ein ganz wichtiges Mittel, aber eben auch die ganze Sprechweise. Wie viel Pausen mache ich? Machst du viele Pausen? Machst du kurze Sätze? Gehst du mit deiner Stimme am Ende nach unten? Dann signalisierst Du, das, was ich sage, ist wichtig. Du gibst dem Ganzen Nachdruck. Wenn die Stimme dagegen sehr melodiös ist, sehr hoch, ein bisschen was kriegt von extremer Freundlichkeit und wenn du ganz, ganz viel sagst oder viele Ähms dazwischen machst, ja, was könnte ich noch alles sagen? 

Und schon, du hast es gemerkt ein bisschen, mit all diesen Mitteln signalisiert man eben nicht ganz so viel Wichtigkeit an dieser Stelle auf stimmlicher Ebene. Auch, wenn man zu viel sagt, zu hektisch, zu viel Atemluft dabei hat, kann ist das ausstrahlen. Wie gesagt, ein Mittel alleine macht überhaupt keine Wirkung aus, aber die Kombination aus mehreren Dingen prägt eben die Wirkung auf den anderen Gesprächspartner. 

Das ist das Entscheidende in der Kommunikation. Nicht das, was ich ausblenden will, weil ich es mir überlegt habe irgendwie, sondern, was tatsächlich ankommt bei dem anderen.

Ganz, ganz entscheidend ist auch, lasse ich mich unterbrechen oder unterbreche ich andere. Unterbrechen ist ein so großes Machtmittel und bei uns Selbständigen spielt das vielleicht gar nicht so eine riesige Rolle, oft aber in Unternehmen, wo man einfach tagtäglich mit diesen Machtspielchen zu tun hat, spielt das ganz, ganz arg und ganz, ganz stark eine Rolle. 

Da ist es sehr spannend, darauf zu achten, wer unterbricht wen wie oft, wann. Machen sie das in beide Richtungen, weil die miteinander spielen oder ist es immer nur bei einem? Und was passiert mit den Wortbeiträgen, die der andere dann gesagt hat? Also da kannst du wirklich mal aufmerksam darauf achten, was passiert da gerade in dem Kontext, in dem ich unterwegs bin. 

Also ich könnte noch viele, viele andere Mittel nennen, es ist sehr spannend, da im Detail hinzugucken. Nehmen wir mit, wir signalisieren über die Dinge, wie wir sie sagen, wie wir sie ausdrücken mit unserem Körper, mit unserer Sprechweise, ob etwas wichtig ist und ob wir wichtig sind. Das macht den Status in der Kommunikation aus und im Verhältnis zu dem Gegenüber, das ich da habe, bin ich halt in dem Moment etwas weniger wichtig oder etwas mehr wichtig. Da wird es interessant, weil ich da ein Stück führe, weil ich da ein Stück das Gespräch führe. Bis dahin, weil, ich könnte noch viel, viel länger darüber reden. 

Gibt es ein typisch weibliches Kommunikationsverhalten?

Zweite Frage: Gibt es ein typisches Kommunikationsverhalten für uns Frauen? 

Ja und jetzt muss ich aufpassen, dass ich mich nicht in die Nesseln setze oder in irgendwelche Fettnäpfchen trete, weil natürlich kann man immer sagen: Das trifft ja gar nicht auf alle zu und überhaupt. 

Trotzdem. Ich beobachte. Ich beobachte mich. Ich beobachte die Frauen in meiner Umgebung. Ich beobachte die Männer in meiner Umgebung. Im Business. 

Es gibt einfach gewisse Tendenzen auch, wenn sich Dinge gerade verändern, gibt es immer noch diese grundlegenden Tendenzen. 

Über Ausnahmen rede ich dann gleich noch im Anschluss, aber lasst mich einfach hier an dieser Stelle erst mal ein bisschen plakativ typischerweise unterwegs sein. 

Typischerweise gibt es Unterschiede und ob die jetzt anerzogen sind oder angeboren, dass es fraglich, da ist sich die Forschung auch nicht einig darüber. Fakt ist, schon mit sehr jungen Lebensjahren gibt es solche Unterschiede. 

Ich hatte das, glaube ich, schon mal vor vielen, vielen Folgen zitiert, eine Studie, die festgestellt hat, dass Jungs und Mädchen im Alter von sieben Jahren von ihren Sprechweisen, von ihren Stimmmustern her, ganz anders sprechen. Es dürfte eigentlich gar nicht sein, weil sie mit sieben Jahren noch keinen Stimmbruch hatten, wenn man jetzt einfach mal auf diese stimmliche Tonhöhenebene geht. Es ist aber so, dass die Mädchen sehr viel melodiöser sprechen, sehr viel mehr Bewegung in der Sprechweise drin haben und die Jungs nicht. Man hat dann eine Schlussfolgerung gezogen, dass es eben daran liegt, dass offensichtlich die Vorbilder auch schon prägen, bevor die Anatomie sozusagen nachzieht. 

Melodie, Bewegung, haben generell gar nix mit Anatomie zu tun, sondern nur die generelle Tonhöhe. 

Fakt ist, Frauen reden tatsächlich melodiöser. Melodiöser wird oft in der Wirkung gedeutet als freundlicher. Freundlicher heißt immer auch ein bisschen mit, nicht ganz so durchsetzungsstark. 

Also, wenn die Stimme am Ende einfach knallhart nach unten geht, ist viel, viel besser für durchsetzen und überzeugen. 

Frauen reden, und da bin ich immer noch bei einfach bei tatsächlichen Fakten, natürlich mit einer höheren Stimmlage. Auch höher signalisiert mir Freundlichkeit, wird manchmal interpretiert von der Wirkung her, mit mehr Schrille, mit mehr Emotionalität. 

Dieses Sachliche, was man im Business dann oft will, ist dann eben nicht da. 

Dann gibt es viele Studien, die festgestellt haben, Frauen lassen sich tatsächlich öfter unterbrechen in Gesprächen. Ich habe da keine Statistik für mich in meiner Beobachtung gemacht, aber es ist wirklich interessant mal hinzugucken, wie oft und von wem lasse ich mich unterbrechen und wo und wann? 

Kann man überall beobachten, bei Elternabenden, in Talkshows, die man schaut, in Meetings, wenn du viele Meetings hast. Auch bei Gruppen, wo Selbstständige sind. 

Da sind wir nochmal, fällt mir gerade nochmal ein, auf einer Lautstärkeebene, also nochmal Stimmebene. Männerstimmen sind eben auch lauter, Frauenstimmen klingen leiser. 

Laut vielen Studien, von der Intensität her, vom Volumen her. Das heißt tatsächlich auch, die Lautstärke ist entscheidend. Da sind wir erst mal nur auf dem Thema Stimme. 

Im körpersprachlichen Verhalten und keine Ahnung, ob das anerzogen oder angeboren ist, verhalten wir Frauen uns auch anders. Oft sind die Körperbewegungen nicht ganz so groß, nicht ganz so weit. Okay, da geht es schon wieder ein bisschen auseinander. Spätestens durch Kleidung und durch angewöhnte Sitzhaltungen, ich sage da einfach nochmal, Beine übereinander geschlagen, anstatt breitbeinig auf einem Stuhl zu sitzen, machen wir Frauen uns von unserer Körperposition her kleiner. Und alles, was mit kleiner machen zu tun hat, kleinere Bewegungen statt raumgreifende Bewegung oder Gesten, signalisiert von der Wirkung her, ich bin nicht so wichtig, ich mache mich hier kleiner, Du musst mich nicht angreifen, ein bisschen überspitzt gesagt. 

Das sind ein paar von den sehr wichtigen Sachen. Da gibt es viele Studien, die halt sagen, und da muss ich jetzt mal auf meine Spickzettel schauen, damit ich nichts Falsches sage, die natürlich auch sagen: Okay, die Kleidung von Frauen ist oft nicht so günstig. Die sagen: Frauen sind weniger Macht-affin. Das müsste man jetzt schauen, ob das tatsächlich so ist. 

Vera Seegers ist eine Maastrichter Sprachwissenschaftlerin, die hat festgestellt in Studien, dass Frauen einfach sehr oft mehr solche Formulierung gebrauchen wie, Tut mir leid, oh, das ist, aber schade. Das wird mit Schwäche interpretiert. Für die Frau selber, die das ausdrückt, ist es vielleicht eine Höflichkeit, die sie gelernt hat, eine Bescheidenheit die sie gelernt hat. 

Es gibt auch Studien, dass war, glaube ich, eine andere Studie, da hat man mit Studentinnen die gemacht, die in die Sprechstunde zum Professor gegangen sind und hat festgestellt, die Studentinnen haben, anders als die Studenten, sehr viel mehr Konjunktive gebraucht. Sie haben öfter man betont oder wir oder unser, als in der Ich-Form geredet. 

Interessanterweise hat man festgestellt, Männer haben selbst, wenn sie nur ein Teil des Teams waren, oft gesagt: Mein Team oder wir oder unser Team hat das und das gemacht. Die Frauen haben dann gesagt: Ich habe das und das gemacht. Sie haben niemals dieses Team sich einverleibt, wenn sie gar nicht die Chefin waren. Im Gegenteil, man hat noch festgestellt, wenn eine Frau eine Chefin war, hat sie manchmal auch in der Ich-Form geredet, anstatt gesagt: Mein Team. Also sehr, sehr interessant. 

Ich habe das selber festgestellt. Ich habe das bestimmt auch schon mal erzählt. Ich weiß nicht mehr genau. Dass ich mich auch immer wieder in der Kooperation mit dem Kollegen dabei erwische, dass er von sich redet und ich rede von WIR. Ich habe diese Tendenz extrem und es ärgert mich gelegentlich. Ich ärgere mich dann über mich, gar nicht unbedingt über ihn, dass er das macht, dass ich so diesen sozialen Aspekt betone und dieses Zusammenarbeiten und nicht mich wichtig genug - offensichtlich - nehme und statt, dass ich einfach ich sage und er sagt, dann oft: Ich. 

Das heißt, die Diskrepanz bringe eigentlich ich da rein, könnte man jetzt mal so interpretieren. 

Was ist noch spannend? Ich checke hier nochmal. 

Es gibt da diese großen Studien, die jetzt schon 20, 30 Jahre alt sind von der Deborah Tannen, auch das Buch verlinke ich euch. Diese Studien betonen, dass Frauen generell eher horizontal, also vernetzend wirkend kommunizieren, Männer eher in Hierarchien vertikal, so nennt sie das, deswegen Status als Dimension. 

Viel wichtiger ist bei Frauen eben diese Beziehungsdimension. Das ist einfach das, was da in der Forschung sozusagen gemacht wird. 

Auch, was das Territorium mit der Körpersprache betrifft, gibt es dadurch eben, weil Frauen mehr dieses Beziehungsorientierte drin haben, sagen die ForscherInnen halt: Ist es auch nicht so, dass die Frau sich irgendwie gleich einen Platz in einem Raum unbedingt groß einverleibt, sondern eben ihr Tischchen nimmt. Bei Männern beobachtet man, wie ein extremes Revierverhalten in Meetings oder so stattfindet. 

Das ist zu überprüfen, überprüfte das mal für dich, beobachte das Mal, wenn du einen Schreibtisch mit jemand teilst, wenn ein Kollege reinkommt, wie er vielleicht deinen Schreibtisch besetzt, einfach indem er seinen Schlüssel, seiner Tasse auf diesen Schreibtisch legt. 

Beobachte, wie du das machst, wenn du irgendwo hingehst. Mach mal das andere, mach mal das, was du bisher nicht getan hast. Das ist vielleicht an dieser Stelle ganz spannend zu schauen. 

Also Fazit, es gibt Unterschiede, die ich beobachten konnte, die ForscherInnen festgestellt haben, ohne dass in irgendeiner Form zu werten, es gibt diese Unterschiede. 


Wie lassen sich die Unterschiede im Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern nun überbrücken? Wie können Frauen sich mehr durchsetzen?

Jetzt wird es spannend, jetzt kommen wir nämlich zum dritten und letzten Teil, zu der Frage, Ja, was ist jetzt die Lösung? Wie können wir uns als Frau jetzt durchsetzen, wenn wir offenbar das ein oder andere Signal ausstrahlen in der Kommunikation, was eben in der Kombination signalisiert, ich bin eben klein, nett und niedlich und nicht ganz so wichtig wie vielleicht der Mann von seiner Ausstrahlung her? 

Es geht ja, wie gesagt, bei der Wippe immer nur um das Gegenteil. Es geht nicht um Frauenteams, ich habe ganz taffe Frauen erlebt, vor denen ich mich erschrocken habe, sondern es geht um so eine gewisse Tendenz. 

Nach über drei Jahren im Ausland leben, die ich hinter mir habe in verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Sprachen, mit verschiedenen Kulturen, habe ich eine Erfahrung gemacht nämlich, es lohnt sich wirklich, sich sprachlich, sprecherisch der Mehrheit anzupassen. 

Sprich, die Kommunikationsregeln und die Sprache des Landes zu erlernen. 

Wenn du jetzt in einen Arbeitsbereich hinein gehst, der eben sehr männerdominiert ist oder wo sehr viele von diesen, muss gar nicht männerdominiert sein, aber von diesen Machtsignalen wichtig sind, eine Rolle spielen, dann lohnt es sich, dass du ein stückweit diese Sprache auch lernst und beherrscht, ist meine Meinung. 

Zumindest die Sprache verstehst und auch das ein oder andere Mittel hast, was du einsetzen kannst. 

Also ich bin jemand der dazu neigt, schon auch die Beine übereinander zu schlagen, auch wenn ich vom Yogalehrer weiß, wie ungünstig das ist. Dann muss ich aber, auf einer anderen Ebene dafür sorgen, dass ich auch signalisiere, das, was ich sage, ist wichtig. 

Wenn mir das in dem Fall vielleicht wichtig ist, dass ich mich auf dieser Ebene durchsetze, durch eine tiefe Stimmlage, durch Pausen, die ich mache, durch prägnante Sätze, die ich sage, durch Unterbrechung, die ich beim anderen tue. All diese Signale, die können da eine Rolle spielen. 

Also 1. Tipp: Ich passe mich der Mehrheit an und lerne die Fremdsprache. 

In dem Fall ist das hier, ich lerne nicht unbedingt die Männersprache, so würde ich sagen, sondern, ich erweitere mein Verhaltensrepertoire auf kommunikativer Ebene. 

Darum geht es letztendlich. Es geht nicht darum, dass ich nur noch auf dieser Ebene kommuniziere, das wäre sehr ungünstig für alles, was mit Liebe und Flirt zu tun hat, sondern ich erweitere es bewusst. 

Auf einer unbewussten Ebene passiert das schon. Es gibt eben diese Studie, die ich auf einer meiner Seiten oder auf der Homepage auch schon mal geteilt habe, dass die Frequenz der Frauenstimme in den letzten zehn Jahren, das ist nicht lange her, um ein Viertel gesunken ist. Also von durchschnittlich 220 jetzt auf 160 Hertz, die bei Männern liegt bei 110 Hertz. 

Die Frequenz sagt etwas darüber aus, wie hoch oder wie tief eine Stimme klingt. Frauenstimmen sind tiefer geworden. 

Es ist nichts, was sich die Frauen unbedingt immer bewusst überlegt haben, sondern es passiert einfach auch auf der unbewussten Ebene, dass man sich ein Stück anpasst. 

Es lohnt sich, finde ich, es bewusst zu tun, weil du auch wieder auf die andere Ebene zurück switchen kannst, die, glaube ich, auch wichtig ist für seine volle Identität. 

Also das einfach von meiner Seite als Idee, es lohnt sich eben, zweisprachig zu sein, nicht einsprachig zu werden, indem ich nur noch das eine spreche. 

Das gibt es oft, dass Leute, die aus Dritte-Welt-Ländern kommen, gar nicht mehr ihre Sprache sprechen. Weil das ist ja minderwertig. Unbewusst wohlbemerkt.  Das beobachte ich in meinem Bekanntenkreis auch. Und es ist nichts, was bewusst entschieden ist mit der Minderwertigkeit, sondern es passiert oft einfach und die sprechen mit ihren Kindern dann nur noch in der Landessprache, in unserem Fall hier eben in Deutsch, und bringen diese andere Kultur, die andere Sprache, gar nicht so viel näher. Das ist schade. Ich finde, es lohnt sich, zweisprachig zu sein und nicht total in die andere Sprache zu gehen, weil, das gibt es eben auch. 

Das ist eben das, was meine Kundin nicht so mochte, wenn sie Frauen erlebt, die dann nur noch Signale ausstrahlen die wir jetzt mal hier in unserer plakativen Welt mit Machtsignalen, männlichen Machtsignalen, vielleicht übersetzen wollen. 

Aber ich glaube, es bringt nichts jetzt zu sagen: Ich mache jetzt nur mein weibliches Ding, es bringt auch nichts nur zu sagen: Ich mache mein männliches Ding, sondern es lohnt sich immer, beides zu machen. 

Das ist definitiv nicht nur ein Thema von Frauen, sondern es ist auch ein Thema von Männern. Es gibt nämlich in dem Buch, Ich glaube, das heißt, dass Arroganz-Prinzip, ich verlinkt es dir auch. Der Autor Peter Modler schreibt auch und das bestätigt sich mir, dass das Thema, was ich hier benannt habe, auch nicht nur bei Frauen zu finden ist, sondern auch bei Männern. Zwar ganz oft bei Männern, die bei Frauen aufgewachsen sind, die alleinerziehende Mütter hatten oder bei Omas aufgewachsen sind, wo männliche Vorbilder nicht sehr präsent waren. Das können auch Väter sein, die den ganzen Tag und wochenlang gearbeitet haben und am Wochenende vielleicht auch kaum da waren, also wo wirklich dieses männliche Vorbild gefehlt hat, um diese Kommunikationsstrategien zu erwerben. 

Interessanterweise treffe ich in meiner Coaching-Praxis auch, wenn Männer zu mir kommen, ganz oft auf dieses Muster: Mann ist bei Mutter alleine aufgewachsen. Das sind die, die auch nach ihrer Identität suchen, nach ihrer Suche sind, nach Durchsetzungsfähigkeit, nach Überzeugungsfähigkeit im Business-Kontext, was zu ihnen passt, aber irgendwie auch die Kommunikationsregeln der Kultur, in der sie sich befinden, auch dieser Kultur entspricht. 

Das als eine spannende Idee an dieser Stelle. 

Fazit, alles in allem, heute, im April 2018 sage ich dir: 

Lerne, in beide Sprachen zu kommunizieren, damit du in der Lage bist, hin und her zu switchen. 

Entscheide dich manchmal auch bewusst zu sagen, wo spiele ich mit diesem weiblichen Anteil, wo spiele ich mit meinem weichen, männlichen Anteil, wenn du ein Mann bist. Auch das ist schön, das ist total angenehm. Ich kenne viele Männer, die auf beiden Seiten, auf beiden Sprachen, sage ich jetzt mal, kommunizieren können und das sind sehr, sehr angenehme Gesprächspartner für mich als Frau. 

Also, das lohnt sich für beide Seiten, auf beiden Seiten Zuhause zu sein. 

Das ist das, was ich dir an dieser Stelle heute mitgeben kann und vielleicht und ich hoffe und ich suche noch danach, gibt es auch einen Weg, sich tatsächlich hundertprozentig mit diesem weiblichen Weg durchzusetzen. Allerdings ist meine bisherige Erfahrung so, wenn du in einem Kontext lebst, wo viele Leute sind, die ganz viele von diesen Macht-/Durchsetzungsstrategien haben, wirst du mit Kooperation nicht weit kommen, dann geht man leider unter. Deswegen lohnt es sich, beides zu können und beides verinnerlicht zu haben. Ich hoffe, ich konnte hier ein paar Anregungen geben. 

Jetzt ist es doch länger geworden als geplant, es wird nicht kürzer. 

Schreib mir gerne einen Kommentar, schreib mir eine E-Mail. 

Du findest diese Folge auch in den Show-Notes nochmal und nochmal das Transkript, wenn du nachlesen möchtest, die ganzen Buch Links und Tipps, noch mehr, als ich hier schon genannt habe, unter steffischwarzack.de/folge037. 

Ich freue mich über deine Meinung, über deine Erfahrungen, über eine Diskussion mit dir, über Anregungen von dir zum Podcast generell, vielleicht hast du auch eine Frage, die ich mal beantworten sollte, dann schicke sie mir. 

Ich sage dir ganz herzlichen Dank, dass du hier warst, dass du zugehört hast, dass du diesen Abend oder wann auch immer du hörst, mit mir gemeinsam verbracht hast. Ich freue mich, dich kennen zu lernen, wenn es irgendwann so sein sollte. 

Zeig dich und sprich. Mach es gut.


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